Die Wege hin zu partizipativen Projekten und die aktive Beteiligung der Bürger_innen am Museumsgeschehen sind immer wieder neu zu beschreiten und auszuloten.
Zwei partizipative Ausstellungsprojekte entwickelte ich hauptverantwortlich für die Hamburger Kunsthalle.
OPEN ACCESS (12.05. – 27.08.2017) ist ein Ausstellungsprojekt mit bewusst experimentellem Charakter. Zwölf Personen folgten der Einladung des Museums, an diesem Projekt teilzunehmen. Sie eint, dass sie alle zu unterschiedlichen Zeiten und aus verschiedenen Ländern nach Hamburg gekommen und dort geblieben sind. Gemeinsam mit dem Direktor der Hamburger Kunsthalle, Prof. Dr. Christoph Martin Vogtherr, der seit Herbst 2016 in Hamburg lebt, bildeten sie das Ausstellungsteam. In sechs Workshops beschäftigte sich das Team intensiv mit den Werken des Museums und präsentierte 60 ausgewählte Werke mit ihren persönlichen Statements in der Ausstellung OPEN ACCESS.
Das Projekt MEIN BLICK greift erneut den Gedanken der kulturellen Teilhabe auf. Es ermöglicht interessierten Hamburger_innen, sich aktiv und partizipativ am Prozess des Ausstellens und der Kunstvermittlung zu beteiligen. Menschen ohne kunsthistorische Vorbildung reagieren mit ihrem eigenen, individuellen Blick auf ausgewählte Kunstwerke. Ihre Ergebnisse werden an verschiedenen Wänden in den Ausstellungsräumen sichtbar. Die Ergebnisse werden ab Januar 2019 in der Hamburger Kunsthalle präsentiert.
Dieses Projekt baut auf den Erfahrungen von OPEN ACCESS auf und ist eine Kooperation der Hamburger Kunsthalle mit der Körber-Stiftung.
Das Projekt Pilgern in den Weltreligionen fand im Rahmen der Sonderausstellung PILGER-SPUREN des Museum Lüneburg statt.
Das Pilgern hat in vielen Religionen eine große Bedeutung. Da die Ausstellung aufgrund der Exponate zunächst christlich ausgerichtet war, haben wir Menschen unterschiedlicher Glaubenstraditionen aus Lüneburg und Hamburg eingeladen, mit uns über das Pilgern ins Gespräch zu kommen. Ihre Gedanken zu einigen Objekten und ihr religiöses Wissen sind in die Ausstellung integriert und geben Anstoß zum interreligiösen Austausch.
Die Teilnehmer:innen des Projekts haben zudem persönliche Objekte, die sie in Verbindung zum ausgewählten Objekt der Ausstellung bringen, für die Dauer der Ausstellung zur Verfügung gestellt.
Die Statements und die persönlichen Objekte der Teilnehmenden waren von September bis Oktober 2020 in der Ausstellung zu sehen. In dieser Zeit fanden zudem Tandem-Gespräche mit Teilnehmer:innen und Kurator:innen in der Ausstellung statt.
VIELE PERSPEKTIVEN – EIN OBJEKT Interreligiöse Gespräche mit jungen Hamburger*innen
Zahlreiche Objekte der Sammlung des Museums für Kunst & Gewerbe (MK&G) entstammen einem direkten religiösen bzw. kultischen Zusammenhang aus Judentum, Buddhismus, Islam und Christentum. Sie sind gestaltete Dinge und mit Erinnerung aufgeladene Stücke, Objekte des Alltags oder der besonderen Anlässe.
Sechs junge Hamburger*innen unterschiedlicher religiöser und nichtreligiöser Traditionen/Prägung trafen sich für mehrere Workshops im Museum. Gemeinsam mit den Kurator*innen bekamen sie einen ersten Eindruck ausgewählter Sammlungsbereiche. Anschließend setzten sie sich intensiver mit einzelnen Objekten und der Art und Weise, wie diese gezeigt werden, auseinander. Da die Sammlungsbereiche nach „Religionen“ benannt sind: Islam, Buddhismus, Christentum, Judentum, erwarteten die Teilnehmer*innen auch Bezüge zur Glaubenspraxis, zu dem, was ihr gelebter Glaube für sie bedeutet.
Die Interreligiosität der Gruppe gab den Teilnehmer*innen Anlass, sich über die Bedeutung des gelebten Glaubens auszutauschen: über das Gebet, den Gebetsablauf und das, was für jede*n Einzelnen Glauben bedeutet.
Für alle ist das Gebet, ob sie sich einer religiösen Tradition zuschreiben oder keiner, ein wichtiger Bestandteil ihrer Glaubenspraxis und ihres Alltags/Lebens. Objekte, die die gelebte Religiosität / den gelebten Glauben thematisieren und für Besucher*innen des Museums nachvollziehbar machen, fanden sie in den Sammlungsräumen jedoch nicht.
Das wurde von vielen als Mako empfunden. So entstand das Bedürfnis, persönliche Objekte der Glaubenspraxis im Museum zu zeigen.
Daraus hervorgegangen sind die Interventionen an manchen Stellen der Sammlung und die Präsentation hier im Freiraum (März 2022).